Zum 1. Januar hat EWR Elektro Knies übernommen – eine erste Bestandsaufnahme
Von Claudia Wößner
Pressebericht der Wormser Zeitung vom 29. Januar 2022

Nach dem Corona-Schnelltest am EWR-Sitz brachten sie im Dezember die Übernahme unter Dach und Fach: Unternehmerin Ulrike Knies und EWR-Vorstandssprecher Stephan Wilhelm (beide vorne) sowie (v.l.n.r.) EWR-Vorstand Dirk Stüdemann und der damalige EWR-Vorstand Udo Beckmann, Unternehmer Jörg Knies sowie Armin Bork (Berater der Familie Knies).
WORMS. Mit den Fäusten haben sie den Zusammenschluss besiegelt. In Corona-Zeiten gibt es keinen Handschlag mehr. Aber ganz auf eine pandemiegerechte Herzlichkeit wollten Unternehmerin Ulrike Knies und EWR-Vorstandssprecher Stephan Wilhelm an diesem Nachmittag nicht verzichten. Es war kurz vor Weihnachten und im Hauptsitz von EWR wurde vollzogen, was wenige Tage zuvor bekannt geworden war: Der Energieversorger sowie die Elektro Knies GmbH und der Fachmarkt Elt Point Knies sind künftig eins. Mit dem Jahreswechsel übernahm EWR den Elektrodienstleister und den Fachmarkt. Wegen Corona ganz ohne Feierlichkeiten oder größeren öffentlichen Rahmen.
Nach dem ersten Monat, in dem der Besitzer von Knies EWR heißt, ist Zeit für eine erste Bestandsaufnahme. Der Name Knies und die Arbeitsplätze sind erhalten geblieben. Der Standort an der B 9 ist unverändert. Ulrike Knies und ihr Vater Jörg Knies sind bis Ende des Jahres weiterhin in der Geschäftsführung tätig. Knies senior ist 78 Jahre alt. Und dass der Unternehmensname nicht untergeht; dass das, was er mit seiner verstorbenen Frau und die Generationen vor ihm aufgebaut haben, nicht zum Fall für einen windigen Investor wird – das war und ist ihm ein Herzensanliegen. Natürlich kennt Knies die Geschichten von Familienunternehmen, die von der Bildfläche verschwunden sind, als sich abgezeichnet hat, dass sich kein Kind oder Enkelkind findet, das den Betrieb mit Leidenschaft weiterführt. Jörg Knies erinnert sich an den Moment, als er der Belegschaft des mittelständischen Unternehmens mitgeteilt hat, dass EWR Knies übernimmt. Die Mitarbeiter klatschten Beifall, der eine oder andere mag erleichtert gewesen sein, dass eine Lösung für die Nachfolge-Frage gefunden wurde. „Dass die Mitarbeiter applaudiert hatten, war für mich das größte Geschenk“, sagt Jörg Knies. Tochter Ulrike Knies, die schon als Kleinkind im Laufstall im Büro mit dabei war, hat selbst keine Kinder.
Irgendwann musste geklärt werden, wie es weitergehen soll. Im vergangenen Sommer reifte allmählich die Idee, dass EWR der ideale Partner für die Zukunft sein könnte; „eine Zukunft in unserem Sinn“, wie Jörg Knies betont. Er und seine Tochter fühlen sich den rund 75 Beschäftigten und der Historie des Unternehmens verpflichtet. Die Firma gibt es seit 92 Jahren. Im Stadtteil Hochheim fing alles an. Seit Jahrzehnten ist der Firmensitz im Gewerbegebiet „Am Gallborn“ an der B 9. Armin Bork, der frühere Vorstandssprecher der Volksbank Alzey-Worms, begleitete als Berater der Familie Knies die Gespräche für den Zusammenschluss. Er und die Beteiligten erkannten Potenzial für eine „rheinhessische Lösung“, zwei Unternehmen also, die rheinhessenweit bekannt sind. Für EWR-Vorstand Wilhelm ist die Übernahme von Knies ein „Meilenstein“ für den Energieversorger, der sich in den vergangenen Jahren durch eine Fusion auf dem Markt neu positioniert hat: 2018 verschmolz EWR mit e-rp aus Alzey zum neuen EWR. Nun also die nächste Fusion, wenngleich die von der Dimension nicht mit dem Zusammenschluss von EWR und e-rp zu vergleichen ist.
EWR: „Knies soll weiterhin wachsen“
Gleichwohl ist die Übernahme von Knies aber ein deutlicher Fingerzeig: Die Energiebranche verändert sich. Um sich auf dem Markt zu behaupten, erschließt sich EWR weitere Geschäftsfelder. Und zwischen dem Unternehmen und Knies, dem Experten für Dienstleistungen im Elektrohandwerksbereich und den Verkauf von Elektromaterial, gibt es eine Schnittmenge. Das Paradebeispiel, das Wilhelm anführt, ist die Wallbox. Die ist die Elektro-Wandladestation für zu Hause, mit der das eigene E-Auto „betankt“ werden kann. „Der Kunde kauft eine Wallbox bei uns und Knies installiert sie“, erläutert Wilhelm die Überlegungen. Denn eines ist auch klar: Auch wenn beide Partner, Knies und EWR, betonen, dass man schon immer gut zusammengearbeitet und einen guten Draht gehabt habe – es geht ums Geschäft. Und da sieht EWR Chancen: Der Name Knies ist in der Region etabliert und steht für Qualität. „Unser Ziel ist es, dass die Firma Knies weiterhin wächst“, sagt Stephan Wilhelm und spricht gleichzeitig von einem „erfolgreichen Unternehmen“.
Es ist gut möglich, dass die Übernahme von Knies nicht die letzte für EWR ist. „Wir halten Augen und Ohren offen, aber geplant ist nichts“, erklärt Vorstandsmitglied Dirk Stüdemann. Für EWR steht fest: Es muss passen zwischen den Partnern. Und wenn es passt, schlägt die Corona-Faust zu. In aller pandemischen Herzlichkeit.
DAS IST EWR
EWR beschäftigt nach eigenen Angaben rund 600 Mitarbeiter und versorgt in Rheinhessen, dem hessischen Ried und der Pfalz mehr als 260 000 Kunden mit Strom, Gas, Wasser und schnellem Internet.