Pressebericht Wormser Zeitung vom 08.03.2012
Elektro Knies und Elt Point Knies: Schon 50% Frauenquote erreicht!
Wormser Unternehmer lehnen gesetzliche Vorgabe ab
Vereinbarkeit von Beruf und Familie bleibt Thema
Ringen um eine Führungsposition? Eine Frauenquote findet in der Wormser Wirtschaft wenig Gegenliebe, gefordert wird eine bessere Vereinbarung von Familie und Beruf. Foto: Fotolia / Patrizia Tilly
Pünktlich zum Internationalen Frauentag, nimmt die Debatte um die Frauenquote für Führungspositionen wieder Fahrt auf. EU-Justizkommissarin Viviane Reding kündigte an, im Sommer konkrete Vorschläge für eine EU-weite Quote vorzulegen.
Ein Ansinnen, das in der Wormser Wirtschaft auf wenig Gegenliebe stößt. Auch Andrea Wensch, Geschäftsführerin des IHK Dienstleistungszentrums, und damit selbst weibliche Führungskraft, ist von dem Ansinnen nicht begeistert.
Flexible Arbeitszeiten helfen Müttern
Der Grund: Gerade in der mittelständisch geprägten Wirtschaft von Rheinland-Pfalz „sind die Unternehmen schon viel weiter als die Politik“. Hier stünden bereits jetzt viele Frauen in Führungsverantwortung „und es werden immer mehr“. Dort, wo das nicht der Fall sei, identifiziert Wensch die unzureichenden Betreuungsmöglichkeiten für Kinder als Hauptproblem. „Wenn zu Hause kein Mann ist, der sich um die Kinder kümmern kann, müssen sie um 17 Uhr aus der Kita abgeholt werden. Und der Arbeitstag einer Führungskraft endet nicht um 17 Uhr.“ Viele Betriebe unterstützen daher Frauen über flexible Arbeitszeiten oder – wie beispielsweise die IHK selbst – mit der Möglichkeit des „Homeoffice“. Das hilft, löst aber nicht das Kernproblem. Deswegen nimmt Wensch die Politik in die Verantwortung: „Wir steuern auf einen gravierenden Fachkräftemangel zu. Deswegen müssen wir erreichen, dass Familie und Beruf besser zu vereinbaren sind.“
Doch selbst wenn das erreicht ist, werden nicht in allen Branchen Frauen die Chefetagen stürmen, wie Michael Kundel, Geschäftsführer der in Worms ansässigen Renolit AG, weiß. „Extrem wenige“ Frauen würden sich bei dem Folienhersteller auf ausgeschriebene Führungspositionen bewerben. „Deswegen sind uns die Hände gebunden. Daran würden auch gesetzliche Vorgaben nichts ändern“, lehnt auch er eine verbindliche Quote ab. Stattdessen setzt er auf Frauenförderung im eigenen Haus im technischen und chemischen Bereich. Mit Erfolg: Immerhin „mehr als eine Handvoll“ Führungspositionen sind bei Renolit mit Frauen besetzt – fast alle sind seit vielen Jahren im Unternehmen tätig. „Der beste Weg zu überzeugen, ist eben durch Leistung und Engagement“ – das gelte für beide Geschlechter gleichermaßen.
Das gleiche Prinzip ist auch bei Elektro Knies an der Tagesordnung. Vorbildliche 50 Prozent der Geschäftsführung sind dort weiblich, weil sich Jörg Knies diese Aufgabe mit Tochter Ulrike teilt. Mit einer Quotierung hat diese Konstellation genauso wenig zu tun, wie der auch ansonsten für ein Elektrounternehmen recht hohe Frauenanteil: Etwa zehn der sechzig Angestellten sind Frauen. Bei der Personalauswahl entscheidet allein die Leistung: „Da ist es mir piepsegal, ob das ein Mann oder eine Frau ist“, sagt Jörg Knies. Wobei er einschränkend ergänzt, dass er darauf achte, in jedem Team mindestens eine Frau zu haben. Aus gutem Grund: „Wir haben festgestellt, dass sich das positiv auf die Stimmung auswirkt.“
Auch bei dem reinen Produktionsstandort von Evonik in Worms ist man darum bemüht, den derzeitigen Frauenanteil von 8,2 Prozent der Belegschaft zu erhöhen. Ohne Quote, aber mithilfe verschiedener Programme wie Frauennetzwerken und gezielten Frauen-Seminarformaten sollen weibliche Angestellte insbesondere in Führungspositionen geführt werden. Ob ihnen dann letztlich auch der Sprung in den Chefsessel gelingt – darüber entscheidet dann nicht das Geschlecht, sondern wiederum fachliche Qualifikation, Leistung und Potenzial.